Mutig und in Harmonie reiten.

Hier möchte ich die Gesichter der Angst aufzeigen.

Erst wenn wir unsere Angst begreifen, können wir lernen mit ihr zu leben.

                             

Angst ist ein chemischer Prozess im Körper. Dieser Prozess wird im Gehirn gesteuert, davon in weiten Teilen unbewusst. Das Gehirn ordnet Körperliche Reaktionen zum Selbstschutz an. Am bekanntesten ist die Kauerstellung, die uns leider beim Reiten sehr hinderlich ist. Eine Aufgabe ist es also, der Kauerstellung auf körperlicher Ebene entgegenzuwirken.

Angst hat viele Gesichter (vgl. das Buch Riemann, Gesichter der Angst - ein Klassiker)

Angst zeigt sich als Angst, aber auch als Flucht, Aggression/Kampf oder Erstarrung/Resignation. Das ist beim Mensch und beim Pferd gleichmaßen.

                

Beginnen wir beim Pferd.

                       

Erstarrte Pferde sind leicht zu händeln, "das fällt kaum auf" - bis sie dann krank werden oder in eine andere Verhaltensweise wechseln.

Ich habe erlebt, dass ein Pferd im wahrsten Sinne des Wortes die Augen schloss, während die Gerte es - wie auch immer  - berührte. "Augen zu und durch" als Überlebensstrategie eines mißhandelten Tieres.  

       

Die flüchtenden Pferden, denen die oft zappeln, manchmal kopflos, zumeist mit hohem Kopf und weggedrücktem Rücken, weglaufen oder zur Seite springen,  sind "anstrengend", besonders weil es für uns Menschen auch gefährlich sein kann.

                                                 

Linda Tellington Jones und Bea Borelle haben mir in einem Fall von "Fluchttier" den Rat gegeben, als erstes  "Kopf tief" zu lehren. und das konsequent und kompromisslos, mein pferd hat von seiner Natur aus ca. einen halben Meter Abstand zu wahren und den Kopf zu senken. Diese Position bestätigt mich als Alphatier und gibt dem Pferd Sicherheit, dass jemand aufpasst.

Mit viel Geduld und vielen Rückschlägen konnte dieses Kommando tief verankert werden, wurde später von dem Pferd selbst angewandt - es hatte gelernt mit seiner Angst zu leben. Mir wurde erklärt, dass Pferde, die flüchten, den Kopf anheben, den Rücken anspannen und nur noch auf "Beine schnell bewegen" programmiert sind - Denken oder Zuhören ist in so einer Phase nicht möglich.

Also müssen wir Menschen einem solchen Pferd helfen und ihm Sicherheit geben.

Aggressive Pferde gelten landläufig als "Verbrecher".      

                                  

Sie schlagen oder beißen als Prophylaxe. In einem Fall konnten wir einem Pferd gar nicht aus diesem Verhalten heraushelfen. Im Umgang, vom Boden aus, brav und freundlich, benahm er sich beim "geritten-werden" wie "Rambo". Der Wallach war stets "bewaffnet" und auf Krieg aus. Er fragte auch nicht mehr - eine falsche Bewegung und er kämpfte gezielt den Reiter "vom Rücken".

Steigen, nach hinten werfen, bocken und beißen waren sein Repertoire. Gleichzeitig war er ein hochsensibles Pferd, dass mit allerfeinsten Hilfen phantastisch sein konnte. Jedoch gelang es uns nicht, seine Grenzen zu benennen und den Zeitpunkt vorherzusehen, in welchem er sich bedroht fühlte.

                                      

Übertragen wir dieses Verhalten auf uns Menschen.           

                  

Viele Reiter fliehen nicht, sie bleiben bei den Pferden, beim Reiten, obwohl sie ganz doll Angst haben.

Die Faszination überwiegt.

Oder haben die meisten von uns nicht vor dem Pferd selbst Angst, sondern Angst die Kontrolle zu verlieren?        

                               

Die Angst vor Kontrollverlust begleitet viele Menschen - Unfallopfer, Missbrauchsopfer... - Angst, sein Leben oder einzelne Situationen in seinem Handeln nicht mehr beeinflussen zu können, in Situationen zu geraten, die "außer Kontrolle geraten" könnten. 

                                             

Wie reagieren diese Menschen auf unruhige Pferde - sie kämpfen oder sie erstarren. Und oft beginnt dann ein Kreislauf.

                                       

Der Mensch hat Angst, fällt in Anspannung oder die Kauerstellung und sein Pferd folgt seiner Natur und denkt nicht mehr:

Für das Herdentier Pferd wird deutlich: "mein Herdenführer, mein Herdenfreund hat Angst, also folge ich seinem Beispiel und wähle die Reaktion auf Angst, die meinem Naturell entspricht".

Das ist zunächst Flucht. Manchmal erstarrt das Pferd, und manche Pferde reagieren mit Steigen oder Bocken, um den "gefürchteten Gegenstand" auf Abstand zu halten.

                   

Meistens reagieren Pferde in den ersten beiden Weisen. Das macht dem Menschen noch mehr Angst und sein unruhiges oder aggressives Verhalten gilt dann als Beweis für das Tier, dass die Situation wirklich gefährlich ist. Dessen Verhalten dann beweist dem Mensch, dass so eine situation schwierig zu meistern ist und seine Wachsamkeit äußert sich für das Pferd wieder in körperlicher Anspannung - dieser Kreislauf ist unendlich.

         

In den gut 20 Jahren, in denen ich Reitunterricht gebe, habe ich solch Menschen-Pferde-Paare ganz oft erlebt. Und wie oft habe ich gedacht, ich schaue in einen Spiegel meiner eigenen Angst.

                  

Also sind wir Menschen gefragt.

Was können wir verändern, um mutiger und gelassener zu sein und zu reagieren.

           

              

                     

Hier galoppiere ich mit meinem Hengst Rosarion auf unserem riesigen Außenplatz. Das war für mich Selbstüberwindung pur.

Je ruhiger ich bleibe, desto leichter fällt es ihm, sich ganz und gar auf mich zu konzentrieren und mir Sicherheit zu geben. Je konzentrierter er bleibt, desto sicherer werde ich.

Kommunikation läuft ungeschminkt.

                  

Bei Veränderung der Umgebung - in Reithalle oder umzäunten Reitplatz - konnte ich deutlich mehr entspannen und mich auf Sitz und Einwirkung besser konzentrieren.

                    

Bei Veränderung der Pferdes - als Beispiel mit meinem Haflinger habe ich diese Sorgen nicht.

             

Bei Veränderung des Reiters habe ich vollstes Vertrauen in mein Pferd, ich weiß um seine Verlässlichkeit.

              

                             

                            

Also bitte ich Sie:

Überdenken Sie Ihre situation von verschiedenen Perspektiven aus.

           

Wie benimmt sich Ihr Pferd mit anderen Reitern?

Was machen diese Reiter anders als Sie selbst?

                     

In welcher Umgebung zeigt sich Ihr Pferd besonders gelassen? In welcher Umgebung wird es unruhig oder in seinem Verhalten nicht mehr vorhersehbar?

                     

Mit welchem Artgenossen kann Ihr Pferd besonders gut?

Welcher von denen gibt Ihrem Pferd Sicherheit?

              

Wie fühlen Sie sich auf einem anderen Pferd?

Was hat dieses Pferd, was Ihr Pferd nicht hat?

                    

Nehmen wir an, Sie fühlen sich nur auf Ihrem Pferd unsicher, auf anderen nicht. Welches Verhalten löst die Angst aus?    

Welches Verhalten gibt Ihnen Gelassenheit? 

Wie fühlt sich ihr Sitz an?         

                  

Nehmen wir an, Sie haben Angst alleine auszureiten?

Dann suchen Sie sich einen verlässlichen Parnter, der Sie begleitet.

Das ist kein "klein-beigeben", sondern die logische Folge der Tatsache:

"Pferde sind Herdentiere, sie geraten unter Stress, wenn sie alleine sind".

Ja, und es gibt Ausnahmen, Pferde, die problemlos gelassen alleine im Gelände sind (wie viele Distanzpferde).

Dann fragen Sie sich:

Sind Sie selbst gerne alleine im Gelände?

Wünschen Sie sich einen Partner zum Ausreiten?

                

Diese Liste können wir endlos weiterführen.

Finden Sie heraus, was Sie brauchen und wie Sie es umsetzen können.    

Bis hin zum Verkauf des Pferdes und der Anschaffung eines anderen, ist alles möglich.